schoener-wohnen.de: Living at Home + Holly – doch was ist das eigentlich? Ein Interior Blog – jetzt auf Papier? Oder ein Magazin speziell für Blogger?
Holly Becker: Ich glaube, es ist ein bisschen von allem. Die Idee war: Wir nehmen das Beste aus der Online-Welt, der Sphäre in der ich meine Erfahrungen schöpfen konnte, und ergänzen all die Vorteile eines Print-Magazins – zum Beispiel, dass ich jetzt mit einem großen Team zusammenarbeiten kann, tollen Fotografen, vielen Redakteuren. Das ist großartig. Ich bringe dagegen meine digitale Expertise mit, erreiche mit meinem Blog Menschen, die LIVING AT HOME (noch) nicht kennen und bin vielleicht etwas internationaler unterwegs. Dazu kommt: Ich liebe Magazine, ich liebe all das, was uns Instagram nicht bietet: Gute Qualität, Expertise, gut gemachte Geschichten und – ja, auch das – Langsamkeit. Die ist einfach gut für die Psyche.
schoener-wohnen.de: Wie viel Holly steckt in Living at Home + Holly?
Holly Becker: Da ist natürlich viel Holly im Magazin. Ehrlich gesagt war ich fast geschockt, als ich die erste Ausgabe erstmals durchblätterte und feststellte: Wow – du bist wirklich total präsent im ersten Heft. Und mein Team antwortete ganz verblüfft: '"Ist doch klar. Du bist so sichtbar auf deinem Blog, logisch, dass unsere Leser das auch von unserem Magazin erwarten."
Ein Magazin zu machen ist aufregend und sehr fordernd. Meine Online-Welt ist wahnsinnig schnell, Platz im Internet ist unendlich. Wenn ich etwas mag, auf einer Messe beispielsweise, ist es in fünf Minuten online. Es braucht dagegen sehr lange, ein gutes Magazin zu produzieren, erfordert sehr viel Kuration und sorgfältige Auswahlarbeit. Schließlich soll später nur das Beste gedruckt werden. Es ist eine Herausforderung. Aber eine gute.
schoener-wohnen.de: Und dein Lieblings-Kapitel im neuen Heft?
Holly Becker: Ganz klar: Holly und ihre Freunde. Die Redaktion nennt den Heft-Teil „heart and soul“. Es geht um meine Freundinnen, Menschen die mich umgeben und inspirieren. In der ersten Ausgabe beispielsweise, führen wir ein Gespräch über die Frage, was eine Wohnung oder ein Haus zu einem Zuhause macht. Das geht viel weiter, als sich nur mit hübschen Dingen zu umgeben. Wir sprechen über Gefühle, über das was bleibt. Diese Art von Artikeln im Magazin geht tiefer als mein Blog – der Design zeigt und gute Einrichtung. Die gehen ans Herz.
schoener-wohnen.de: Du selbst lebst in einer wunderschönen Altbauwohnung in Hannover und führst einen der bekanntesten Interior-Blogs: Ist es deiner Meinung nach möglich, guten Geschmack zu lernen?
Holly Becker: Auf jeden Fall. Wir sind doch alle mit Kreativität und guten Ideen geboren. Viele haben aber Angst, sie auch mutig einzusetzen. Da ist eine Angst vorm Ausprobieren. Hier setzen Magazine zum Thema an. Die bieten Anregungen, zeigen vielleicht gute Arrangements und mutige Farbkombinationen und man denkt plötzlich: "Hey, das kann ich doch auch". Und je länger man sich mit gutem Design umgibt, desto einfacher erkennt man, worauf es ankommt. Sieht gute Formen und harmonische Zusammenstellungen – und wird zum echten Experten. Alles reine Übungssache.
schoener-wohnen.de: Was ist das Zentrum Deiner Wohnung? Wo verbringst du zu Hause deine Zeit?
Holly Becker: Immer die Küche. Die ist eher klein und auch gar nicht mein Lieblingsraum. Trotzdem treffen sich da ständig alle Gäste bei uns zu Hause. Im nächsten Leben wünsche ich mir eine viel größere Küche. Und klar, das Wohnzimmer – das ist dann wieder recht groß, hat ein gemütliches Sofa. Hier verbringen wir viel Zeit am Wochenende.
schoener-wohnen.de: Rezepte sind ein wichtiger Teil von Living at Home + Holly. Wer kocht bei euch zu Hause?
Holly Becker: Wir kochen beide. Je nachdem, wie voll unser jeweiliger Zeitplan ist, natürlich. Oft gibt’s abends kein echtes Dinner, sondern ein leckeres Abendbrot. Übrigens wird es noch viel mehr Rezepte in der zweiten Ausgabe unseres Magazins geben.
schoener-wohnen.de: Zum Schluss – was ist dein Lieblingstrend zur Zeit? Und was kannst du nicht mehr sehen?
Holly Becker: Ich liebe die unterschiedlichen Gelb-, Rost-, Braun- und Rottöne, die jetzt wieder im Kommen sind. Eben die typischen Farben der 70er Jahre. Einer der Trends, den mir auch die Möbelmesse imm in Köln vor ein paar Tagen erst richtig ins Bewusstsein gerückt hat.
Was wir dagegen lange genug hatten, ist Pink. Zumindest großflächig kann ich die Farbe nicht mehr sehen. Natürlich sind ein paar pinke Accessoires erlaubt, ein bisschen Rosa an der Wand. Aber zu viel Pink – lieber nicht mehr!