Der Paketbote klingelt ausgerechnet dann, wenn ich kurz zum Brötchen holen draußen bin? Ärgert mich jedes Mal aufs neue. Lieber erstmal gucken, wer da nachts um eins klingelt, bevor man zur Haustür geht? Wäre wohl besser. Den Nachbarskindern, die zum Spielen vorbeikommen, die Tür aufmachen? Mach’ ich doch gerne – würde ich nicht gerade im Homeoffice zwischen zwei Zoom-Konferenzen feststecken.
In Situationen wie diesen habe ich unsere herkömmliche, fest verdrahtete Türklingel oft genug verflucht. High-Tech-Türsprechanlagen mit Kamera und Smartphone-Anbindung versprechen zwar Abhilfe, sind aber hochpreisig und aufwändig einzubauen. In die Lücke dazwischen stößt Arlo mit seiner "Essential Video Doorbell", einer drahtlosen Türklingel mit integrierter Kamera und Akku, die Bild und Ton aufs Smartphone überträgt und nachträglich montiert werden kann – Grund genug also, das smarte Gerät einem Praxistest zu unterziehen.
Mit zwei kleinen Schrauben lässt sich die Video Doorbell neben praktisch jeder Haustür auf der Wand oder im Türrahmen anbringen und ersetzt so die fest verbaute Klingel. Übers WLAN ist sie mit dem Smartphone verbunden: Wird der Klingelknopf gedrückt, erhält man das Signal als eingehenden Videoanruf, den man beantworten kann, um den Besucher zu sehen und mit ihm zu sprechen – egal ob zu Hause oder von unterwegs. Wer gerade nicht sprechen kann, etwa während einer Videokonferenz, kann vorab aufgenommene Nachrichten senden und dem Besucher anbieten, eine Sprachnachricht über die Türklingel zu hinterlassen.
Muss man also stets das Smartphone in Hörweite haben? Nein: Auf Wunsch ertönt die Klingel zusätzlich auch akustisch im Haus: mit dem separat erhältlichen Türgong "Chime 2“, einem Mini-Lautsprecher in Größe eines Handyladegerätes, der in eine beliebige Steckdose gesteckt wird und per WLAN mit dem Arlo-System verbunden ist.
Neben der Funktion als smarte Türklingel dient die "Essential Video Doorbell" auch als Überwachungskamera, um den Bereich vor der Haustür im Blick zu behalten. Per Arlo-App zeigt sie ein aktuelles Live-Bild oder erkennt Personen, Fahrzeuge und andere Vorkommnisse, zeichnet sie auf und sendet eine Info ans Smartphone (teils nur mit kostenpflichtigem Abo). Diese Funktion lässt sich per Timer einstellen und beispielsweise nur nachts aktivieren, wenn tagsüber vor der Haustür viel los ist und man vom Dauer-Alarm verschont bleiben will.
Und wie schlägt sich die Türklingel in der Praxis? Schon das Auspacken und Montieren macht Freude: Der Akku ist vorgeladen, Schrauben und Dübel liegen bei, nach nicht einmal zehn Minuten ist die Klingel einsatzbereit und konfiguriert. Am nächsten Morgen dann der erste Überraschungsmoment: Im Homeoffice klingelt das Smartphone – "Türklingel" ruft an. Nach dem Annehmen des Gesprächs dauert es kurz, bis die Verbindung aufgebaut ist, dann sehe ich den Paketboten in starkem Weitwinkel vor der Tür. Auf meine Bitte, das Paket einfach abzustellen, bis ich es hole, guckt er kurz irritiert – wo kommt diese Stimme her? – und stellt es dann vor die Tür.
So ungewohnt das Beantworten der Klingel per Videoanruf anfangs ist, so selbstverständlich wird es nach ein paar Wochen. Nachts liefert das Gerät zusätzliche Sicherheit als Überwachungskamera, die die Fahrräder vor der Tür im Blick hat und im Falle des Falles Alarm schlägt. Im Familienalltag zwischen Büro, Einkaufen und Homeoffice ist die drahtlose Türklingel unterm Strich ein echter Komfortgewinn, den ich schon bald nicht mehr missen mag.
Arlo "Wireless Essential Doorbell", ca. 200 Euro