Nach dem Designstudium an der staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe (HfG) arbeitete Joa Herrenknecht als Assistentin für Designerin Patricia Urquiola in Mailand und gründete später ihr Studio "Joa Herrenknecht". Das erste Projekt: die Gestaltung eines Fitnessstudios in Berlin. Heute arbeitet sie für internationale Marken wie Bolia, GU Norway, Ambivalenz und Munk collective.
5 Fragen an die Designerin:
Was macht gutes Design aus?
Gutes Design ist ein Gesamtpaket - es sieht nicht nur schön aus, sondern fühlt sich gut an, funktioniert, ist intuitiv zu bedienen und so gut, dass man damit einfach leben möchte. Ich glaube, man erkennt Qualität auch daran, mit wie viel Überlegungen und Verstand ein Produkt entwickelt wurde. Die Liebe zum Detail ist in meiner Arbeit wichtig, auch der Extra-Schritt, den man gehen muss, um diese Qualität zu erreichen.
Auf welches Produkt sind Sie aktuell besonders stolz und warum?
Wir haben aktuell ein modulares Sofa für das Berliner Label Ambivalenz entworfen. Die Entwicklung von "Curt" ging zwei Jahre. Alles musste bedacht werden, nicht nur die Form und Nähte, sondern auch der besondere Reißverschluss, das Innenleben, die Verbindungsmöglichkeiten, die Gurte, die Textilien und Farbkombinationen. Es gibt ein Grundmodul ähnlich einem Block, welcher als Sitzfläche, Arm- oder Rückenlehne funktioniert, also mehrere Funktionen gerecht werden muss. Man kann das Modul über innen liegende Schlaufen und Gurte mit anderen Modulen verbinden und somit Bänke, Sofas und Sitzlandschaften kreieren. Die Kombinationsmöglichkeiten sind unendlich. Die Grundidee von "Curt" ist, dass man das Sofa einfach erweitern und ändern kann.
Was ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung und warum?
Wir sind gerade umgezogen und ich liebe unsere große offene Wohnküche, wo die Kinder spielen können, während wir kochen und uns unterhalten. Wir haben letztes Jahr unser erstes eigenes Zuhause gekauft und hatten endlich die Möglichkeit, die Dinge so zu gestalten, wie wir es wollten. Es ist noch nicht ganz fertig, aber fühlt sich wirklich gut an. Und es ist sehr schön, ein Gästezimmer zu haben, darauf bin ich echt stolz und ich hoffe sehr, dass wir unsere Familie und Freunde in Zukunft öfter sehen können. Ich mag es, viele Freunde um mich zu haben und wenn auch genug Platz für deren Kinder ist, ist das genial.
Welche Living-Trends werden uns die kommenden Jahre beschäftigen?
Meine Mutter und meine Schwiegermutter sind beide Keramikerinnen, ich bin also mit selbst gemachter Keramik aufgewachsen. Selbstgemachte Dinge wie Keramik, aber auch Produkte aus Holz, natürlichen Materialien wie Leinen und Wolle oder Stein fand ich schon immer toll. Aber jetzt, wo wir immer mehr über Nachhaltigkeit nachdenken, bekommen sie eine neue wichtige Bedeutung in unserem Leben. Es ist die Balance zwischen Hightech und dem Bedürfnis nach natürlichem Material, dem Unperfekten, was uns in Zukunft beschäftigen wird.
Ihr bester Lifehack in Sachen Einrichten?
Blumen. Ich liebe Blumen - sie sind so schön, damit kann man wirklich jeden Raum verschönern. Derzeit haben wir auch das große Glück, dass unser 5-jähriger Sohn gerne malt und mein Partner Leif ihn mit in sein Atelier nehmen kann. Die Bilder, die entstehen, sind so schön, sie kosten nichts, aber sind für mich unbezahlbar. Ich könnte alle einrahmen. Etwas, das ich allen ans Herz lege ist gutes Licht. Das kann die persönliche Stimmung unglaublich verändern, wie gute Musik. Man sollte sich die Mühe geben, seinen Lebensraum so zu gestalten, dass man jeden Tag jemanden einladen könnte und er sich wohlfühlt. Dieser Gast ist man selbst, die wichtigste Person in unserem Leben.
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