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Clubsessel – robuster Klassiker

Wie aus den 30er Jahren und dennoch neu: Die Kölner Manufaktur Robert Palgrave fertig Clubsessel in traditioneller Handarbeit.
Wie aus den 30er Jahren und dennoch neu: Die Kölner Manufaktur Robert Palgrave fertig Clubsessel in traditioneller Handarbeit.
© Robert Palgrave
Clubsessel begeistern mit bestem Leder, voluminösen Polstern und hohen Armlehnen. Wie aus dem einstigen Clubmöbel ein Klassiker wurde und wo man ihn bekommt.

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So elitär wie der Clubsessel startet kaum ein anderes Möbelstück: War er doch vorerst nur den Mitgliedern englischer Herrenclubs vorbehalten. Doch seit den 1930er Jahren schmückt er als eleganter Ledersessel auch immer häufiger Wohnzimmer. So wurde der Clubsessel mit der Zeit ein echter Möbelklassiker.

Das Design von Clubsesseln

Für Clubmitglieder waren die britischen Gentlemen's Clubs ab Mitte des 19. Jahrhunderts oft wie ein zweites Zuhause. Gutes Essen, intellektuelle Gespräche oder gepflegte Lektüre - all das war hier möglich. Dem trug natürlich auch ein wohnliches Ambiente Rechnung. Zum Standard gehörte es daher, dass die Räume mit bequemen und hochwertigen Ledersesseln eingerichtet waren. Zunächst waren es vornehmlich Ohrensessel oder Chesterfield-Möbel mit Knopfheftung. Mit dem Einfluss des Art déco bekamen die Ledersessel in den 1920er Jahren jedoch klare Formen und geschwungene Linien. Der klassische Clubsessel war geboren - und stand für lange Gespräche am Kaminfeuer bereit. Auch Hotellobbys und andere elegante Wartebereiche zierten nun die neuen Möbel. Neben dem Ursprungsland gehörte ein Clubsessel ebenfalls in Frankreich – dem Zentrum der Art-déco-Bewegung - zunehmend zur eleganten Raumausstattung. Der Weg zum Massenmöbel war geebnet und der Clubsessel wurde in vielen Ländern ein beliebtes Serienstück in gängigen Möbel-Katalogen.

Wieder da: Clubsessel "Haussmann 310" von Walter Knoll
Wohn-Klassiker: Clubsessel "Haussmann 310" von Walter Knoll.
© Walter Knoll

Mit der industriellen Möbelfertigung wurde seine ausladende Form jedoch immer schlanker und wich in den 50er Jahren gänzlich dem Cocktailsessel sowie modernen Polstermöbeln mit Stoffbezug. Seit zwei Jahrzehnten erlebt der Clubsessel jedoch sein Comeback und wird er in der eleganteren Einrichtung wieder zunehmend als Solitär geschätzt. Bieten seine hohen Armlehnen, sein Lederbezug sowie die tiefe und abfallende Sitzfläche doch enormen Sitzkomfort mit Tradition.

Aufbau eines Clubsessels

Hochwertige Materialien, echte Handarbeit und bequemes Sitzen sind typische Merkmale eines Clubsessels. Erreicht wird das mit seinem klassischen Aufbau.
Ein Rahmen aus Hartholz - vornehmlich Buchenholz - ist beim Clubsessel die solide Basis. Über diesen Rahmen werden Stahlfedern gespannt und die Polsterung mit Pflanzenfasern wie Afrik (Zwergpalme) oder Riedgras aufgebaut. Dabei wird die typische Neigung des Sitzpolsters gleich ausgearbeitet. Der Bezug besteht aus naturbelassenem Leder, das nachträglich in mehreren Durchgängen von Hand in der gewünschten Farbe patiniert wird. Das verleiht dem Leder eine enorme Qualität und Farbtiefe. Zum Abschluss wird das Leder noch geölt beziehungsweise gewachst, um es widerstandsfähig zu machen.

Bezugsstoffe für Clubsessel: Leder, Stoff & Felle

Clubsessel von Jean-Michel Frank: "Fauteuil-Club" bei Markanto
Mit Leder und Fell: Clubsessel von Jean-Michel Frank
© Markanto

Traditionell ist ein Clubsessel mit offenporigem und ungefärbtem Leder bezogen. Das unbehandelte Leder von Rind oder Schaf hat den Vorteil, dass es erst nach der Sesselfertigung farblich angepasst werden kann. Vor allem altert dieses Material mit den Jahren sehr elegant. Selbst kleine Schäden wie Risse oder Flecken wirken so nicht wie Makel, sondern verleihen dem Ledersessel Charakter. Übliche Farbvarianten sind klassische Cognac-Töne, dunkles Braun und selten auch Schwarz. Dank der robusten Naturmaterialien bleiben Clubsessel häufig Jahrzehnte ansehnlich, bevor sie neu bezogen oder aufgearbeitet werden müssen. Neben Leder wurde in den 1930er Jahren auch mit Fell als Bezugsstoff experimentiert. Es verlieh den Sesseln - ganz der Art-déco-Zeit entsprechend - einen extravaganten Look. Später kamen noch Bezüge aus Stoff dazu. Klassisch und beliebt blieben jedoch insbesondere die Modelle aus Leder.

Kurzinfo Clubsessel:

  • einstiges Polstermöbel britischer Gentlemen's Clubs
  • klare Linienführung seit der Art-decó-Ära
  • stabiler Buchenholzrahmen
  • Polsterung aus Naturfasern
  • Bezug aus Naturleder, das nachträglich patiniert wird
  • Varianten in Braun, Schwarz und mit Fell

Flecken: Leder-Clubsessel reinigen und pflegen

Generell lassen sich Clubsessel am besten mit einer Lederpflege in ihrer Schönheit bewahren. Bevor Sie jedoch beherzt den Clubsessel wienern, sollten Sie darauf achten, das richtige Mittel für die vorhandene Lederart zu benutzen. Hier gibt es Unterschiede je nach Glanzgrad des Leders, Versiegelung und Herstellung. Ein kleiner Test auf einer nicht sichtbaren Stelle hat sich dabei bewährt, um später keine unschönen Überraschungen zu erleben.

Irgendwann passiert es jedoch immer: Ein Glas kippt um, der Beistelltisch schrammt an der Seite entlang oder verschmierte Kinderhände werden abgewischt. Als erstes sollten Sie in so einer Situation ruhig bleiben - all das verträgt ein Clubsessel ohne weiteres. Kommt es zu einem Ungeschick, ist jedoch die regelmäßige Pflege wichtig. Nur so ist das Leder jederzeit ausreichend geschützt und lassen sich kleinere Verschmutzungen oft mit einem Tuch einfach abwischen. Auch Getränke sind mit einem weichen Baumwoll-Handtuch schnell aufgenommen. Dann aber bitte vorsichtig tupfen und nicht reiben, da sich ansonsten an der Stelle wegen der mechanischen Beanspruchung sowohl Farbe als auch der Glanzgrad verändern können.

Bei Rotwein und anderen dunklen Getränken wie Kaffee lässt es sich jedoch nicht vermeiden, dass Flecken zurückbleiben. Sehen Sie diese jedoch nicht als Makel an. Offenporige Leder werden aufgrund ihrer Beschaffenheit ohnehin immer eine gewisse Patina annehmen. Schon allein durch die Hautfette können die Lehnen und der Kopfbereich nachdunkeln. Auch das ist kein Makel, sondern gehört beim Clubsessel zum gewünschten Altern einfach dazu.

Vintage: Clubsessel bei Ebay & Co

Die klassische Fertigung mit hochwertigen Leder und stabilem Hartholzrahmen macht Clubsessel enorm langlebig. Selbst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gefertigte Clubsessel können heute noch bei entsprechender Pflege gut in Schuss sein. Online-Auktionshäuser wie zum Beispiel Ebay bieten eine schnelle Möglichkeit bundes- und sogar europaweit nach gebrauchten Clubsesseln zu suchen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass echte Vintage-Kostbarkeiten nur eher selten zu finden sind. Angebote mit Festpreis im unteren dreistelligen Bereich sollte man daher mit Vorsicht genießen. Sinnvoller ist es, auf einen speziellen Online-Händler für Antiquitäten wie Lauritz.com oder Pamono.de auszuweichen. Hier sind zwar die Preise für Clubsessel höher, jedoch ist es hier wahrscheinlicher, ein gut erhaltenes Original aus den 20er bis 40 Jahren zu erhalten. Auch haben diverse Restauratoren Clubsessel für ihre Arbeit entdeckt und verhelfen ihnen wieder zu altem Glanz. Auf den Online-Seiten der Manufakturen kann man die restaurierten Modellen begutachten und gegebenenfalls einen Termin zur Besichtigung ausmachen.

Clubsessel neu kaufen

Während früher Clubsessel eher nur Einzelanfertigungen waren, gibt es heute eine große Auswahl namhafte Hersteller, die sie neu anbieten. Auch in Form, Bezugsmaterialien und Farbe ist die Palette enorm erweitert. So können Clubsessel traditionell mit Leder bezogen sein oder auch aus einem modernen Materialmix bestehen.

Schon in den 50er Jahren haben sich Charles und Ray Eames dem Klassiker Clubsessel angenommen und ihm mit dem Drehsessel "Lounge-Chair" eine moderne Optik mit Lederpolstern in hölzernen Sitzschalen gegeben. Designer Konstantin Grcic ist für den italienischen Hersteller Plank sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Auch seine zeitgenössische Version eines Clubsessels weist den typischen, hochwertigen Lederbezug auf. Mit einer flexiblen Rücklehne aus Kunststoff und mit futuristischem Design ist jedoch eine Ähnlichkeit nur noch in der Grundidee zu finden.

Zeitgenössischer Clubsessel: "Avus" für Plank
Der Clubsessel neu interpretiert: "Avus" von Plank.
© Plank

Selbst kräftige Farben wie tiefes Violett und Rosa sind heute bei Clubsesseln möglich. Aber auch in klassischer Weise mit Hartholzrahmen und einem Bezug aus Naturleder wird der Clubsessel noch hergestellt. Das jedoch in kleinen Manufakturen und in Handarbeit, wodurch Preise von mehreren Tausend Euro üblich sind.

Mit dem Clubsessel einrichten

Als Kind der Art-déco-Zeit und nobler Herrenclubs fühlt sich ein Clubssesel beim Einrichten in eleganter Umgebung am wohlsten. Glänzende Oberflächen, Metallaccessoires, edle Hölzer oder auch ein stilvoller Marmortisch sind daher gute Partner für einen Clubsessel. Auch sollte sich eine Lichtquelle in seiner Nähe befinden, damit man zur Abendzeit noch in einer Zeitung oder einem Buch lesen kann. Eine kleine Hausbar in der Nähe des Sessels rundet seine Inszenierung ab. Ansonsten ist ein Clubsessel dank seiner stattlichen Erscheinung einer perfekter Solist, der auch gern frei im Raum steht.

Möglich ist auch die Kombination mit einem zweiten Sessel, die sich vis-à-vis gegenüber stehen. Der ideale Ort dafür kann ein Kamin oder ein Wintergarten sein. So entsteht eine intime Atmosphäre für lange Gespräche. Doch Vorsicht bei zu viel Pathos beim Einrichten. Ansonsten stellt sich schnell ein eher distanziertes und biederes Ambiente ein.

Klassiker in moderner Umgebung: Clubsessel "Ruhlmann" von Brocantique
Klassiker in moderner Umgebung: Clubsessel "Ruhlmann" von Brocantique
© Thomas Rusch

Als Wohnklassiker übersteht ein Clubsessel auch ohne weiteres Stilbrüche. In einer modernen Einrichtung mit urbanem Design bietet er mit seinem natürlichen Bezug aus Leder einen angenehmen Gegenpol, der Harmonie, Gemütlichkeit und Geborgenheit ausdrückt. Ledertöne wärmen den Raum optisch. Und sogar stark gemusterten Kissen gegenüber gibt er sich gutmütig. Sie verleihen ihm Lebendigkeit und einen modernen Einrichtungsakzent, während er optisch beruhigend auf sie wirkt.

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