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Was ist eigentlich ein Kelim?
Kelim oder Kilim ist das türkische Wort für Teppich, und egal, wo ich mich im Orient befinde, weiß jeder, wie diese Art von Teppich aussieht: Ein Kelim ist flach gewebt. Die Wurzeln des Kelims liegen im Iran, in Afghanistan und im Kaukasusgebiet. Seit Jahrhunderten fertigen die Frauen der Nomaden an kleinen Webstühlen feste Gewebe, die als Sitzmatte, Satteldecke, Wandschmuck, Türbehang oder Bodenbelag benutzt werden. Der Kelim ist ein wichtiger Teil der Mitgift. Die Schafe vor der Tür liefern die Wolle für den Kelim, die mit Pflanzen und Mineralien aus der Umgebung gefärbt wird, was die wunderschönen Töne des traditionellen Nomadenteppichs erklärt. Die Technik mit Kette und Schuss erlaubt beim Kelim nur einfache Muster, die meist vom Leben der Nomaden erzählen, so zum Beispiel der häufig verwendete stilisierte Widderkopf.
Warum ist der Kelim auf einmal Kult?
Wir merken, dass immer mehr Kunden nach einem Kelim und anderen Flachgeweben fragen, und bieten deshalb auch eine große Auswahl an. Die Gründe der steigenden Nachfrage nach Kelims: Die Muster und Farben sind Teil des modernen Ethno-Looks, eines wichtigen Einrichtungstrends. Außerdem wird die auf den ersten Blick erkennbare handwerkliche Fertigung geschätzt. Und der Kelim hat viele Vorteile: Wolle ist von Natur aus schmutzunempfindlich, zudem verhindern die glatte Oberfläche und die feste Bindung beim Kelim, dass sich Schmutz und Staub festsetzen. Ein Kelim ist extrem haltbar und kann beidseitig verwendet werden, was die Kelim-Lebensdauer noch weiter verlängert. Ein Kelim lässt sich gut mit dem Staubsauger reinigen oder – aufgrund des relativ geringen Gewichts – auch ausschütteln. Und wenn der Kelim nicht gerade mit künstlichen Pigmenten gefärbt wurde, besteht er zu 100 Prozent aus Natur.
Welche Unterschiede gibt es?
Es existieren bei Kelims Unterschiede in Fertigung und Machart. In Indien wird ein Kelim von der so genannten Cottage Industry (also in Heimarbeit) hergestellt. Familien produzieren fast identische Kelims in größerer Anzahl, aber immer noch per Hand. Sie werden meist auf einer Baumwollkette gewebt und sind preisgünstiger. Ihr Vorteil ist eine gleichbleibende Qualität, die Produzenten halten Sozialstandards ein, und wir können unseren Kunden garantieren, dass sie genau den Kelim bekommen, den sie in unserem Online-Shop oder unseren Katalogen gesehen haben. Die Nomaden im Iran fertigen auch heute überwiegend Kelim-Unikate, auf einer Wollkette und meist von kleinerem Format. Außer dem Kelim werden dort noch Flachgewebe wie der Nimbaf, ein Mix aus Web- und Knüpfteppich, und der Soumak, bei dem die Fäden beim Farbwechsel einfach auf der Rückseite hängen gelassen werden, gefertigt. Beide lassen sich allerdings nur einseitig verwenden.
Wie kann ich erkennen, woher der Kelim stammt?
Ein Kelim aus Marokko etwa unterscheidet sich in den Mustern und Farben stark von einem Kelim aus dem Iran. Auch wer kein Kenner ist, kann die typischen Kelim-Muster zuordnen. Aber: Allein im Iran gibt es so viele Provinzen, deren Stammesverbände traditionelle Kelims in jeweils unterschiedlichen Mustern und Farbkombinationen weben, dass man die Herkunft nur als Kelim-Profi erkennt. Fachhändler wie wir kennzeichnen allerdings Herkunftsland und Material auf dem Etikett auf der Rückseite des Kelim-Teppichs. Darauf kann sich jeder, der einen Kelim kauft, verlassen.
Ist ein als alt angebotener Kelim wirklich alt?
Den Kelim müsste man sich genau anschauen, um das zu klären, und selbst mir als Kelim-Experte fällt ein Urteil manchmal schwer. Fest steht, dass sich die Händler im Iran nur sehr schwer von einem alten Kelim trennen. Ein antiker Kelim muss übrigens mindestens 80 Jahre alt sein.
Das Interview führten wir im Dezember 2011.
Webarten beim Kelim
Der Kelim ist bekannt für seine unterschiedlichen Musterungen und Webarten. Jedoch besteht ein Kelim immer aus einem Kett- und einem Schussfaden, die auf unterschiedliche Weise verarbeitet werden. Die Kelim-Musterung entsteht dabei immer durch das farbige Schussmaterial.
Ein ganz besonderes Muster besitzt der Schlitz-Kelim. Bei dieser Kelim-Musterung ist ein Schlitz zu sehen, der durch das Umkehren des Schussfadens an immer gleicher Stelle entsteht. Dieser Kelim ist beidseitig benutzbar, da die Fadenenden immer mitverwebt werden.
Ein Cicim-Kelim, auch Dschidschim genannt, ist ein bestickter Kelim.
Nur für den Eigenbedarf der Nomaden wird der Keci-Kelim aus naturbelassenem Ziegenhaar hergestellt. Dieser Kelim besteht fast immer aus Ziegenhaar und wird im Streifenmuster gewebt.
Beim Soumakh-Kelim wird der Schussfaden immer über vier Kettfäden geführt und am Ende um zwei verschlungen, was eine besonders filigrane Musterung ermöglicht. Dieser Kelim ist ganz leicht zu erkennen: Die Enden werden einfach hängen gelassen, was dazu führt, dass der Kelim nur einseitig verwendet werden kann.
Der Verneh-Kelim ist durch seine Farbe zu erkennen. Dieser Kelim ist fast immer in einem bläulich-roten Grundgewebe gehalten, in das ein Musterfaden eingewebt wird.
Einen Kelim kaufen: Hamburg ist die Hochburg
Seit Jahrhunderten treiben die Hamburger Kaufleute Handel mit dem Morgenland. Auch die Kelim-Teppiche kamen mit den Schiffen aus Übersee, wurden in den Speichern des Freihafens gelagert und weiterverkauft. Noch immer ist die Hansestadt Zentrum des Kelim-Teppichhandels. Hier lohnt es sich, für einen Kelim vorbeizuschauen:
Kelim Art
Am Sandtorkai 25, 4. Boden
20457 Hamburg
www.kelim-art-and-paintings.de
Jan Kath Store
Am Sandtorpark 14
20457 Hamburg
www.jan-kath.de
Wahdat Orientteppiche
Am Sandtorkai 26-27
20457 Hamburg
www.wahdat-teppiche.com
Der Kelim
Gutenbergring 39
22848 Norderstedt
www.der-kelim.de