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Was den Charme der Vintage-Möbel ausmacht
Als Vintage-Möbel bezeichnet man gemeinhin gebrauchte Möbel aus den 20er bis 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Auf Vintage-Möbel spezialisierte Händler bieten diese meistens restauriert bzw. aufbereitet an. Dennoch sind Gebrauchsspuren typisch für Vintage-Möbel - man darf ihnen ihre Vergangenheit ansehen. Abgegriffene Oberflächen, verblichene Farben und kleine Kratzer zeugen von Authentizität.
Vintage-Möbel sind mittlerweile so beliebt, dass viele Hersteller Möbelstücke auf Alt trimmen. Dabei handelt es sich dann nicht um "echte" Vintage-Möbel, sondern um neue Produkte im so genannten Used-Look bzw. Shabby Chic.
Aber was macht echte Vintage-Möbel so populär? Vor allem Qualität und Geschichte: Klassiker-Originale aus den 50er und 60er Jahren wurden zum Teil in Handarbeit hergestellt, man erkennt die gute Verarbeitung und das hochwertige Material (z. B. Vollholz). Viele Stücke wurden in geringer Auflage produziert. Außerdem hat so ein Vintage-Möbel Jahrzehnte überdauert. Patina und Gebrauchsspuren machen den Charme von Vintage-Möbeln aus. Und nicht zuletzt beweist das Design begehrter Vintage-Möbel, dass es zeitlos und immer modern ist.
Außerdem handelt es sich bei Vintage-Möbeln um Raritäten, denn sie sind nicht immer und überall verfügbar. Vintage-Läden, Galerien und Auktionhäuser haben ein sich ständig wechselndes Sortiment. Wer ein bestimmtes Vintage-Möbel erwerben möchte, der muss sich auf die Suche machen. Auch das macht die Faszination von Vintage-Möbeln aus.
Vintage-Möbel - Klassiker versus Raritäten
Der Markt der Vintage-Möbel umfasst natürlich mehr als die Möbel der 60er Jahre. Vintage-Möbel sind auch die verspielten Möbel des Jugendstils und die sachlichen Entwürfe des Art Déco. Auch Modelle aus der Bauhaus-Ära und dem Industriedesign sind heiß begehrte Vintage-Möbel.
Neben Arne Jacobsen, Marcel Breuer oder Le Corbusier zählen vor allem Vintage-Möbel unbekannterer skandinavischer Designer wie Arne Vodder oder Grete Jalk eine große Rolle unter Sammlern. Sie möchten keine Vintage-Möbel, die jeder aus den Medien kennt, sondern hochwertige Einzelstücke. Mittlerweile hat sich eine große Fan-Gemeinschaft in Asien und Amerika gebildet, die von europäischen Händlern beliefert wird.
Einrichten mit Vintage-Möbeln
Damit ein Raum mit mehr als einem Vintage-Möbel nicht aussieht wie ein Museum, kommt es auf die Mischung an - die Mischung der Epochen, Materialien und Stile. Fast immer funktioniert die Mischung aus Vintage-Möbel und modernem Stück. Die Mischung mehrerer Epochen gelingt, wenn sich Solitäre nicht gegenseitig die Schau stehlen. Ein "Egg Chair" von Arne Jacobsen beispielsweise sollte genug Raum für sich bekommen und nicht neben einem ähnlich dominanten Vintage-Möbel stehen.
Gruppieren Sie mehrere Vintage-Möbel, sollten Boden, Wände und Farben neutral gehalten sein. Bei mehreren Hölzern passen ähnliche und besonders kontrastierende Farbtöne zusammen. Ganz Mutige beziehen ihr Vintage-Sofa mit einem auffälligen Stoff oder lackieren die alte Stehleuchte vom Flohmarkt in einem knalligen Farbton. Ein stilechtes Vintage-Möbel kann das verkraften.
Last but not least: Alles geht. Nur Ihnen allein muss es gefallen. Und: Ein hochwertiges Vintage-Möbel verträgt viel, weil es Charakter hat. Oft geraten bei so viel Präsenz moderne Stücke in den Hintergrund oder passen plötzlich einfach nicht mehr zur übrigen Einrichtung.
Vintage-Möbel kaufen
Wenn Sie Vintage-Möbel mögen, sind Flohmärkte und Secondhand-Läden eine gute erste Adresse. Mit ein wenig Glück finden Sie dort ausgefallene Vintage-Möbel. Mittlerweile haben sich gerade in Deutschland aber auch ausgezeichnete Läden und Online-Shops für Vintage-Möbel etabliert. Der Vorteil: Sie haben nicht nur ihr Sortiment auf Vintage-Möbel abgestimmt, sondern bieten auch eine fachkundige Beratung. Die ist besonders wichtig, wenn es um die Echtheit der Vintage-Möbel geht. Diesen Service sowie eine Prüfung von Experten gibt es auch bei Auktionshäusern und Galerien.
Warum es sich lohnt, Vintage-Möbel zu kaufen, weiß Oliver Diekert, Chef des Hamburger Auktionsportals "Lauritz.com": "Möbel aus der Entwurfszeit sind Neuproduktionen an Qualität sogar überlegen. Der Fuß des "Egg Chair" von Arne Jacobsen wurde früher aufwendig und hochwertig gegossen. Das ist heute gar nicht mehr möglich, weil der Preis dann nicht mehr vertretbar wäre. Außerdem lässt Patina Möbel leben", so Diekert.
Fälschungen bei Vintage-Möbeln erkennen
Seit dem Trend zum Vintage-Möbel steigen die Preise. Wer einen Nierentisch von Isamu Noguchi für 440 Euro ersteht, der kann sicher sein, ein Plagiat ergattert zu haben. Kostet der Klassiker im Fachhandel doch das Dreifache! Und damit noch nicht genug: Hersteller wie Vitra lassen Transporter mit gefälschten Vintage-Möbeln an der Grenze abfangen und den Inhalt zerstören. Der Käufer bleibt meist auf seinem Geld sitzen. Zudem ist der Wiederverkauf von Plagiaten in Deutschland strafbar.
Doch wie kann ein Laie originale Vintage-Möbel von Plagiaten unterscheiden? "Das wird immer schwerer", weiß Oliver Diekert. Der Experte erklärt, dass Fälschungen heute zum Teil so gut gemacht seien, dass man ganz genau hinschauen müsse. Und weil Hersteller ihre Möbel lange Jahre nicht gekennzeichnet hätten, müsse man viel Erfahrung mitbringen, um eindeutig entscheiden zu können.
Unser Rat: Wenden Sie sich an Experten, die sich mit Vintage-Möbeln auskennen. Das sind namhafte Auktionshäuser, bekannte Galerien und der Vintage-Laden Ihres Vertrauens. Fragen Sie nach Stempeln, Prägungen, Original-Kaufbelegen und Zertifikaten der Vintage-Möbel. Recherchieren Sie im Internet, in Fachzeitschriften und Auktionskatalogen nach gängigen Preisen Ihrer bevorzugten Vintage-Möbel.
5 Praxistipps für den Kauf von Vintage-Möbeln
Vintage-Stil: begehrte Designer
Alvar Aalto
Marcel Breuer
Le Corbusier & Charlotte Perriand
Charles und Ray Eames
Eileen Gray
Walter Gropius
Arne Jacobsen
Finn Juhl
Poul Kjaerholm
Frank Lloyd Wright
Ludwig Mies van der Rohe
Isamu Noguchi
Verner Panton
Eero Saarinen
Ettore Sottsass
Thonet
Hans J. Wegner
Wilhelm Wagenfeld
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