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Die Marke Hay aus Dänemark

Rolf Hay, Gründer des dänischen Labels Hay
Rolf Hay, Gründer des dänischen Labels Hay
© Christian Kerber
Möbelklassiker aus Dänemark kennt alle Welt. Hay aber zeigt, was modernes dänisches Design heute bedeutet. Das junge Label macht den alten Ikonen Konkurrenz.

Dänemark ist ein kleines Land mit großen Designern. Arne Jacobsen, Hans Wegner und Poul Kjaerholm gehören zu dem Königreich wie der Danebrog. Ihre Möbel schrieben Geschichte und sind Synonym für dänische Wohnkultur. Und natürlich stehen sie in ihrer Heimat in jedem Wohnzimmer. Meint man. Ein Irrtum. Es gibt Dänen, denen die Namen nichts sagen.

Rolf Hay war so einer. "Bei uns zu Hause gab es gar keine Möbel-Ikonen", sagt der Shootingstar, der mit seiner Firma Hay die dänische Möbelszene aufmischt. Mit der Muttermilch hat der 42-Jährige Designkompetenz also nicht aufgesogen. Und nach dem Abitur wollte das Landkind vor allem eins: raus aus dem kleinen Dänemark! Es ging allerdings nicht in eine Weltmetropole, es ging nach Hannover und dort zum Jobben in einen Laden für dänische Kiefernholzmöbel. Auf der Kölner Möbelmesse dann die erste Begegnung mit dänischen Klassikern. "Als ich auf dem Messestand von Fritz Hansen stand, begegnete mir zum ersten Mal der Name Arne Jacobsen und sein legendärer 'Ameise'-Stuhl von 1952, von dem ich dachte, das sei die Messeneuheit."

In Peter Biehl, dem damaligen Agenten der Marke Montana, findet er einen Lehrmeister und in dessen Fachbibliothek nach drei Monaten Studienzeit seine Berufung: Möbel. In den Designhäusern Gubi und Paustian in Kopenhagen geht seine Lehrzeit weiter. Dort trifft er das Glück in Person von Troels Holch Povlsen, und aus dem Kunden, dem er ein Haus einrichten soll, wird ein Geschäftspartner. 2003 gründen Hay und seine Frau Mette gemeinsam mit dem Inhaber des dänischen Mode-Imperiums "Bestseller" aus dem Nichts eine Möbelmarke.

"Wer möchte schon in den Möbeln seiner Eltern wohnen?"

Das junge Paar übernimmt den kreativen Part, das logistische Know-how, die kaufmännische Unterstützung und das Startkapital kommen von Troels Holch Povlsen und seinen Modemarken. Wer keinen Namen hat, hat auch nichts zu verlieren – eine Chance.

Die Marke Hay aus Dänemark
© Christian Kerber

Neue Technik, neue Form, neuer Preis. Die Idee ist gut, und Möbel wie der in einem Stück aus recycelten Plastikflaschen geformte Stuhl "Nobody" stehen dafür. Gutes Design zu einem günstigen Preis – das ist man von den Dänen nicht gewohnt. Jahrzehntelang prägten teures Handwerk und die großen Namen den skandinavischen Wohnstil. "Ich schätze unsere Klassiker. Doch wer möchte schon in den Möbeln seiner Eltern wohnen?", sagt Rolf Hay und findet, dass etwas Neues her muss.

Der Markt hat offenbar darauf gewartet: Für die unkomplizierte Kollektion räumten die Einrichtungshäuser, auch die deutschen, sofort ihre Ausstellungsflächen frei. Man muss also nicht in den hohen Norden reisen, um Hay kennenzulernen. Wir tun es trotzdem. In Kopenhagen liegt der Laden des Labels in der belebten Einkaufsmeile Østergade. Nur wo? In großen Buchstaben und mit einem riesigen Schaufenster wirbt das berühmte Kaufhaus Illum.

Steil nach oben geht es

Hay House gibt sich bescheiden. Nur ein schmales schwarzes Fähnchen weist den Eingang. "Ich glaube, wir sind der einzige Shop auf der Welt ohne Schaufenster", sagt Rolf Hay. Einen lebendigen Laden statt eines cleanen Showrooms, das jüngste Designlabel Dänemarks wagt auch hier neue Wege. Steil nach oben geht es. Zwei Etagen auf der schmalen Holztreppe, dann öffnen sich neue Perspektiven – auf die märchenhafte Kopenhagener Altstadt und auf das dänische Möbeldesign, das auf den 750 Quadratmetern bester Innenstadtlage Lust macht, sich einzurichten.

Die Marke Hay aus Dänemark
© Christian Kerber

Wir müssen uns beim Rundgang etwas beeilen. Rolf Hay möchte seine kleine Tochter Margrethe heute Abend zu Bett bringen, das hat er ihr fest versprochen. Stühle, Sessel, Sofa, Tagesdecken, Tischböcke, Kleiderbügel, seit Neuestem sogar Bettwäsche und Teppiche, ein wilder Mix. Wo ist das Konzept? Es existiert keines, gibt Rolf Hay zu und fragt zurück: "Wer richtet sich schon komplett neu ein? Wir wollen gar kein Allrounder sein, und wir wollen keine Designernamen sammeln. Auch wenn es sich nicht gerade professionell anhört. Strategien finden wir nicht wichtig, sondern Produkte und Menschen. Mal ehrlich, interessiert es einen Kunden, ob der Sessel von einem Star-Designer ist? Er muss bequem sein, gut verarbeitet und bezahlbar. Wenn uns ein Designer einen guten Entwurf zeigt, setzen wir den um, egal ob er einen Namen hat, ob er aus Dänemark oder Polen kommt, egal ob es ein Regal oder ein Stuhl ist." Und dann steht plötzlich Hee Welling, der Designer der neuen Stuhlidee "About a Chair", im Hay House. Jetzt wird über vier Beine und deren Verbindung mit der Sitzschale diskutiert, und es wird ausgiebig Probe gesessen.

Die Marke Hay aus Dänemark
© Christian Kerber

Rolf Hay wird leidenschaftlich. Möbel machen Spaß. Man merkt’s. Dann kommen noch seine Frau Mette, der schwedische Agent und eine ganze Menge Kunden, die mit dem Fahrrad vorfahren. Das Hay House lebt. Auf den zwei Etagen des renovierten Jugendstil-Gebäudes von 1896 treffen sich die junge Avantgarde und alle Hay-Produkte mit schönen Dingen anderer Marken zu einer entspannten Apartment-Atmosphäre.

Wer durch die großen stuckverzierten Räume geht, vergisst schnell, dass das Hay House ein Geschäft ist und keine Wohnung. Ein Blick auf die Uhr: Es wird Zeit. Als die Idee einer neuen Möbelmarke Formen annahm, entschieden sich Mette und Rolf Hay schweren Herzens, von Kopenhagen nach Horsens zum Firmensitz von "Bestseller" zu ziehen, zurück aufs Land, zurück zu den Wurzeln. Gut zwei Stunden dauert die Autofahrt bis nach Hause, bis zu Margrethe und deren kleinen Bruder Björn. Schließlich gibt es doch noch etwas, was wichtiger ist als Möbel. Dann sind sie weg, und plötzlich wird es still im Hay House.

Kontakt

Hay
Bs Studio A/S
Havnen 1
8700 Horsens
Dänemark
Tel. +45 9942 3870
E-Mail: Hay@hay.dk
www.hay.dk

Hay House
Oestergade 61
2. und 3. Stock
1100 Kopenhagen
Dänemark
E-Mail: Hay@hay.dk
www.hay.dk

Fotostrecken zu Kopenhagen:

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