Sie haben sechs Gäste zum Essen eingeladen. Worüber haben Sie sich die meisten Gedanken gemacht?

Über den Anlass. In welchem Rahmen soll gefeiert werden? Kommen einfach ein paar Freunde zum Essen vorbei, oder soll es ein ganz besonderer Abend werden? Ist Letzteres der Fall, sollten es die Gäste schon daran merken, in welcher Form sie eingeladen werden: eben nicht per Nachricht auf dem Anrufbeantworter, sondern schriftlich, mit einer netten Karte.
Also keinen Aufwand scheuen?
Jedenfalls nicht bei der Vorbereitung, zum Beispiel beim Decken des Tisches, bei der Zusammenstellung der Gerichte, bei der Auswahl der Getränke, der Musik, der Blumen. Aber sobald die Gäste da sind, muss man lässig sein.
In welchem Sinne lässig?
Nicht in dem Sinne, dass auf der Gästetoilette das Handtuch fehlt. Das ist der absolute GAU! Sondern indem ich mich jetzt vor allem meinen Gästen zuwende und nicht den Ehrgeiz habe, die Speisen auf dem Teller aussehen zu lassen, als kämen sie direkt aus einer 5-Sterne- Küche, mit Karamellgitter links und Johannisbeerzweiglein rechts.
Was dient der Stimmung?
Natürlich gutes Essen und gute Musik. Aber genauso wichtig sind die Gästemischung und bei gesetztem Essen die Tischordnung. Meiner Erfahrung nach ist es immer am nettesten, wenn sich einige schon kennen und Neuzugänge ohne Vorbehalte in den Kreis integriert werden.
Ein Wort zur Tischdekoration?
Bloß nicht zu überladen! Blumenschmuck darf nicht zu hoch sein, sonst kann man sich nicht mehr in die Augen schauen. Niemals Papierservietten. Immer Stoff.
Lassen Sie uns über Logierbesuch reden. Was sollte ich dem bieten?
Idealerweise ein Gästezimmer und ein eigenes Bad. Das hat natürlich nicht jeder. Trotzdem braucht der Gast einen Rückzugsraum, sonst wird es schnell ungemütlich, und zwar für alle.
Muss ich dann mein Schlafzimmer abtreten?
Nein, das biete ich niemandem an. Wer öfter Hausbesuch hat, kann über ein Schlafsofa im Arbeitszimmer nachdenken. Außerdem ein Regalbord freiräumen, vielleicht einen Kleiderständer aufstellen, einen Teewagen oder einen Tabletttisch, der übergangsweise als Nachttisch dient. Wichtig ist anständige Bettwäsche, keine abgelegten Plünnen.
Was muss ich als Gast beachten?
Dass ich nach allerspätestens drei Tagen wieder abreise, es sei denn, ich gehöre zur Verwandtschaft. Außerdem sollte ich ein persönliches Gastgeschenk mitbringen. Fällt mir dazu nichts ein, weil ich die Gastgeber nicht gut genug kenne, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass ich lieber ins Hotel gehen sollte.
Darf man als Gastgeber andeuten, dass man müde ist?
Nein! Man muss durchhalten bis zum Schluss. Außer natürlich, die Gäste sind gute Freunde. Bei denen darf man im Grunde alles. Außer Papierservietten.
Interview: Anne Zuber