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Den ganzen Tag sind wir unterschiedlichen Stressfaktoren, Umweltgiften und Lärm ausgesetzt – da sollte wenigstens das Schlafzimmer ein Ort der Ruhe und Regeneration sein. Doch findet unser Körper keine Entspannung, wenn Wohngifte wie Wolken über dem Bett hängen und Spuren im Organismus hinterlassen. Ob Weichmacher im Bodenbelag, Formaldehyd in der Schrankschublade oder Pestizide in der Bettwäsche: Die Schadstoffe, die Möbel, Baustoffe und Textilien über Jahre freisetzen, werden über Haut und Atmung aufgenommen und können den Körper schwächen. Die Folgen reichen von Hautreizungen und Allergien, über Kopfschmerzen und Übelkeit bis zu geminderter Fruchtbarkeit und sogar Krebs.
Um die Schadstoffbelastung im Schlafzimmer möglichst gering zu halten, ist es wichtig, deren Quellen zu kennen und durch emissionsärmere Alternativen zu ersetzen. Welche das sind, verraten wir im Folgenden.
Möbel aus Vollholz
Ob Bett, Kleiderschrank oder Nachttisch: Nicht selten sind Möbelstücke für die Emissionen gesundheitlich bedenklicher Stoffe verantwortlich. Bei der Neuanschaffung von Schlafzimmer-Möbeln ist deshalb die eigene Nase ein gutes Messgerät. Kein Möbelstück, dass täglich mehrere Stunden in unmittelbarer Nähe zum menschlichen Körper steht, sollte einen stechenden Geruch verströmen. Denn chemischer Gestank deutet auf das Ausgasen flüchtiger organischer Verbindungen (kurz VOC) hin. Gut beraten ist, wer sich beim Kauf an Gütesiegeln orientiert – viele Wohngifte sind schließlich geruchslos. Die Siegel zeichnen verlässlich schadstoff- und emissionsarme Möbel aus.
Tipp: Hier finden Sie eine Übersicht anerkannter Prüfzertifikate.
Eine gute Qualität der Möbel und ihrer einzelnen Bestandteile ist im Schlafzimmer von großer Bedeutung. Als natürlichstes und robustes Material stellt Massivholz eine solide und wohngesunde Basis für Bettgestell, Lattenrost und Kleiderschrank dar. Der natürliche, atmungsaktive Werkstoff kommt im Urzustand ohne Lösemittel aus und gibt kaum schädliche Emissionen in die Luft ab. Außerdem sorgt Holz für ein angenehmes Raumklima und hilft, erholsamen Schlaf zu finden.
Dennoch: Rückwände und Schubladeneinsätze von Massivholzschränken bestehen oftmals nicht aus Vollholz, sondern aus leichteren Holzwerkstoffen. Hier ist Vorsicht geboten, denn Spanplatten enthalten in ihrem Leim hohe Dosen Formaldehyd. Besser sind Sperrholzplatten. Außerdem sollte auf Lack als Oberflächenbehandlung vollkommen verzichtet werden. Lasuren, Öle und Wachse auf natürlicher Basis sind die gesündere Alternative. Siegel helfen bei der Orientierung und auch die Datenbank des Sentinel Haus Instituts bietet einen guten Überblick über zertifizierte Baustoffe und Pflegemittel: www.sentinel-haus.de.
Matratze aus Naturfasern
Wer sich mit gutem Gewissen auf seiner Matratze austrecken und in die Bettdecke kuscheln möchte, sollte die Produkte vor dem Kauf genau unter die Lupe nehmen. Denn Wohngifte wie Formaldehyd, flüchtige organische Verbindungen, Flamm- oder Mottenschutzmittel können das Raumklima beeinflussen, Hautreizungen hervorrufen und den Schlaf stören.
Gerade in Matratzen finden sich besonders häufig Schadstoffe. Schaumstoffmatratzen beispielsweise sind beliebt – und aus synthetischen Schäumen gemacht, die gesundheitlich bedenklich sind. Auch Latex-Matratzen auf Erdölbasis sind kritisch zu betrachten. Ökologisch schon besser und schadstoffärmer sind Kaltschaummatratzen aus offenporigem, atmungsaktivem Kaltschaum oder Federkernmatratzen, die eine gute Belüftung gewährleisten. Aus gesundheitlichen Gründen sind bei der Matratzenwahl aber natürliche Materialien vorzuziehen. Dabei wird zwischen Naturfaser-Matratzen und Naturlatex-Matratzen unterschieden. Verwendete Naturfasern können zum Beispiel Kokosfasern, Rosshaar, Torf, Seegras oder Hanf sein. Eine Kombination aus verschiedenen Schichten sorgt für unterschiedliche Härtegrade und gutes Schlafklima. Naturlatex-Matratzen bestehen aus Naturkautschuk, das aus dem Saft des Gummibaumes Hevea brasiliensis gewonnen wird. Dieses Material ist frei von synthetischen Zusatzstoffen, wirkt antibakteriell und ist auch für Tierhaar-Allergiker geeignet.
Da für die Hüllen der Matratze häufig Chemie gegen Schmutz oder Feuchtigkeit zum Einsatz kommt, sollten als Mindeststandard ausschließlich Matratzenbezüge aus natürlichen Materialien aufs Bett. Gut für Gesundheit und Wohlbefinden sind atmungsaktive, waschbare oder selbstreinigende Bezüge aus Bio-Baumwolle, Wolle, Leinen und Lyocell. Diverse Label stehen für Qualität und Schadstoffarmut. Achten sollte man auf Gütesiegel wie den Blauen Engel, das eco-Institut, das GOTS-Label oder den "Standard 100 by Oeko-Tex".
Bettwäsche aus Bio-Baumwolle
Weichmacher, Insektizide, Flammschutzmittel, synthetische Farbstoffe – viele Textilien enthalten einen ganzen Cocktail an Schadstoffen, die unbewusst im Bett des Nutzers landen. Nachdem Baumwolle ihr gutes Image durch genverändertes Saatgut, chemische Pestizide und hohen Wasserverbrauch beim Anbau eingebüßt hat, ist nun Bio-Baumwolle der Stoff, aus dem die Träume vieler gesundheitsbewusster Menschen sind. Denn "Organic Cotton“ ist gut für Mensch und Umwelt – das gilt neben Kleidung vor allem für Bettwäsche.
Warum? Nichts lassen wir näher an unsere Haut als Bettdecke, Laken und Kissenbezug. Viele zertifizierte Hersteller achten deshalb darauf, dass für den Anbau der Baumwoll-Pflanzen nur biologische Pflanzenschutzmittel, natürliche Dünger und gentechnikfreies Saatgut verwendet wird. Wenn dann auch das fertige Produkt ungebleicht ist und nahezu ohne schädliche und allergieauslösende Stoffe auskommt, ist schon viel gewonnen. Verbraucher können auf Öko-Labels wie das GOTS-Zeichen zählen, dessen strenge Schadstoffprüfung auf Emissionsfreiheit und einen hautfreundlichen pH-Wert setzt und soziale Mindeststandards festlegt.
Übrigens: Auch andere Wohntextilien wie Tagesdecken, Teppiche oder Vorhänge sollten geprüft und zertifiziert sein, bevor sie im Schlafzimmer einziehen dürfen. Sie könnten in der Herstellung durch Mottenschutzmittel oder eine Imprägnierung ihre Naturreinheit verloren haben, selbst wenn sie ursprünglich aus Leinen, Schurwolle oder Jute bestehen. Für alle waschbaren Textilien empfehlen sich vor der ersten Benutzung ein bis zwei Waschgänge mit schonendem Waschmittel. Alle anderen Stoffe sollten ordentlich Zeit zum Auslüften haben.
Emissionsarme Wandfarbe
Wer schon einmal mit handelsüblicher Dispersionsfarbe gestrichen hat, wird sich an den Geruch erinnern, der nach der Anwendung tagelang im Raum hing. Denn beim Trocknen der Wandfarbe gehen schädliche Inhaltsstoffe wie Konservierungs- und Lösemittel als VOC in die Raumluft über. Das macht nicht nur Allergikern, chemikaliensensiblen Menschen oder Kindern zu schaffen – an Schlafen ist in solch einer schadstoff-belasteten Atmosphäre nicht zu denken.
In Räumen, in denen man sich lange aufhält, sind emissionsfreie und natürliche Wandfarben die beste Wahl. Dazu gehört natürlich das Schlafzimmer, in dem wir rund ein Drittel des Tages verbringen. Wohngesunde Alternativen zur herkömmlichen Dispersionsfarbe können zum Beispiel mineralische Farben wie Lehm-, Kalk- und Silikatfarben sein. Sie enthalten keine Konservierungsstoffe, Lösemittel oder Weichmacher und haben außerdem den Vorteil, dass sie den Untergrund nicht verkleben und die Wand atmen lassen. Das sorgt für ein gesundes Raumklima und verringert das Risiko von Schimmelbefall. Mischprodukte wie Silikat-Dispersionsfarbe, die einen geringen Anteil organische Inhaltsstoffe besitzen, lassen sich als bereits abgetönte Farben im Baumarkt kaufen – damit sind auch gestalterisch keine Grenzen gesetzt.
Tipp: Hier erfahren Sie alles Wissenswerte über wohngesunde Wandfarbe.
Andere Schadstoff-Quellen
Zwei ernstzunehmende Gegner hat das wohngesunde Schlafzimmer überdies: Schimmelpilzbefall und Elektrosmog. Während ersteres eine belegbare Gefahr darstellt, die Atemwegserkrankungen, Schleimhautreizungen und Allergien verursachen kann, ist letzteres bisher wissenschaftlich schwer nachzweisen, da es an Langzeitstudien fehlt. Vorbeugende Maßnahmen greifen für beide Punkte.
Schimmel
Schimmel entsteht da, wo die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Ursachen dafür können baulicher Natur, aber auch eine Nachlässigkeit im Alltag sein. Zum Beispiel durch falsches Lüften oder Heizen. Beim Schlafen schwitzt der Körper besonders während der Sommermonaten stark, was die Luft im Raum ohnehin feucht macht. Auch zu viele Pflanzen im Schlafzimmer können Schimmel begünstigen, auch wenn sie – sparsam eingesetzt – als natürlicher Luftreiniger Schadstoffe aus der Luft filtern und besonders Allergikern das Schlafen erleichtern.
Eine wirklich einfache und effektive Methode, Schimmel im Schlafzimmer zu verhindern, ist regelmäßiges Stoßlüften: das fördert den Luftaustausch, überschüssige Feuchtigkeit kann entweichen. Schon fünf bis zehn Minuten sind ausreichend, am besten je einmal vor dem Schlafengehen und nach dem Aufstehen.
Tipp: Wer eine Komfortlüftungsanlage nutzt, muss sich über einen ausreichenden Luftaustausch im Raum keine Sorgen machen. Lüftungsanlagen mit Sensoren für Kohlendioxid (CO2) und Lösemittel (VOC) beispielsweise, passen den Luftwechsel automatisch an die Zahl der Personen im Raum und die Belastung mit Schadstoffen an.
Elektrosmog
Elektrosmog, also die Belastung durch technisch erzeugte elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder in Innenräumen, ist zwar nicht sichtbar, zu riechen oder zu schmecken, dennoch gibt es Hinweise für seine Existenz. Denn in der Nähe von elektrischen Geräten entstehen niederfrequente elektrische und magnetische Felder, die auf den Organismus einwirken. Durch Funkanwendungen wie W-Lan oder Bluetooth kommen weitere hochfrequente Strahlungen hinzu. Gerade im Schlafzimmer kann das zu Stoffwechselproblemen oder Schlafstörungen führen.
Vorbeugende Maßnahmen, um sich vor Strahlenbelastung zu schützen, folgen zwei einfachen Prinzipien: Abstand halten und die Dauer der Belastung verringern. Heißt konkret: Den Wlan-Router möglichst weit weg vom Schlafzimmer installieren oder das Wlan nachts ganz ausstöpseln; das Handy nicht in der Nähe des Bettes aufbewahren oder in den Flugmodus schalten; im Schlafzimmer auf smarte Lautsprecher und virtuelle Assistenten verzichten und alle anderen elektrischen Geräte nicht auf Kopfhöhe platzieren.