Häuser aus den 60er-Jahren sind oft Mauerblümchen auf dem Immobilienmarkt. Wo liegen ihre Qualitäten?
Alexander Lempke: Es fängt mit der Lage an. Die damaligen Neubaugebiete waren noch nicht weit draußen gelegen, sondern relativ zentrumsnah. Die Grundstücke sind meist recht groß und schön eingewachsen, oft mit vielen alten Bäumen.

Und die Häuser selbst?
Die 60er waren die Zeit des Wirtschaftswunders, es ging aufwärts, das merkt man der Architektur an. Die Materialien sind hochwertig, die Details oft anspruchsvoll gestaltet, die Grundrisse großzügig, die Fensterflächen ebenso – damit kommen die Häuser auch heutigen Bedürfnissen erstaunlich nahe. Anders übrigens als viele Gebäude aus den 50er-Jahren. Damals waren gute Baustoffe noch rar, die Zimmer beengt und die Fenster klein.

Welches sind besonders kritische Punkte beim Modernisieren?
Zur Bauzeit war Energieeffizienz kein Thema, daher sind Wärmebrücken ein Problem. Oft stehen Heizkörper in Nischen direkt an der Außenwand und heizen den Garten sozusagen mit. Auch der Dachboden ist oft nicht ausreichend isoliert. Die Herausforderung ist, das Haus energetisch zu ertüchtigen, ohne seinen Charakter zu zerstören.
Wie steht es um die Grundrisse?
Die Wohn- und Esszimmer sind oft groß, die separaten Küchen dafür umso kleiner – das waren reine Arbeitsräume. Auch die Bäder sind eher klein. Meist kann man aber mit begrenztem Aufwand Wände herausnehmen oder zwei kleine Zimmer zu einem zusammenlegen.
Was raten Sie Käufern?
Man sollte unbedingt auf Dachstuhl und Keller achten, am besten mithilfe eines Gutachters. Marode Dachbalken oder feuchte Kellerwände können immense Folgekosten nach sich ziehen.
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