Flach ist das Land an der holländischen Nordseeküste, der Blick geht weit über Wiesen und Wassergräben, das Meer ist zu spüren. Hierhin zieht es die Niederländer, wenn sie ihre Ruhe vor dem Getriebe und Gewusel Amsterdams haben wollen, das doch nur eine gute halbe Stunde mit dem Auto entfernt ist. So wie die dreiköpfige Familie, die am Rande von Schoorl ein marodes Haus kaufte und bald feststellte, dass sich daraus keine Traumvilla machen ließ.
Neubau ganz traditionell
Für ihre Architekten Jeroen Spee und Jeroen Steenvoorden vom Amsterdamer Studio Prototype aber war klar, dass hier ein Neubau im Geist der dunkel patinierten Scheunen entstehen sollte, die die Landschaft weithin prägen. "In Kubatur und Ausmaßen mussten wir sowieso im Rahmen des ländlichen Vorgängerbaus bleiben", erzählt Jeroen Spee, als wir auf das schwarze Haus am Ende einer schmalen baumbestandenen Straße zufahren, vor uns nur Felder und Weiden. "Aber natürlich suchten wir nach einer zeitgemäßen, neuen Übertragung der traditionellen Formen." Die gelang dem Planer-Duo mit einer Overall-artigen Hülle aus gefalztem anthrazitfarbenem Aluminium, die das langgestreckte Volumen mit dem hochaufragenden Satteldach bestimmt.
Trotz der homogenen Metallhaut wirkt das Haus jedoch nicht wie ein schwarzer, unnahbarer Monolith. Große Glasfronten öffnen den Bau auf den Längsseiten zur Umgebung, Vor- und Rücksprünge sorgen für Bewegung, und die beiden markanten Aufbauten, die das Dach durchstoßen, machen deutlich, welch spannungsvollen überraschenden Raum die archaisch wirkende eloxierte Hülle bergen muss. "Unsere Auftraggeber wollten offen wohnen, verlangten aber auch Rückzugsmöglichkeiten. Also entwarfen wir ihnen ein Haus im Haus, gliederten das Innere wie ein Dorf in kleine Einzelbauten", erklärt Jeroen Spee.
Offenheit mit Rückzugsorten
Für den Besucher erschließt sich dieses Konzept unmittelbar vom Haupteingang aus an der östlichen Giebelseite. Direkt hinter dem mächtigen Portal aus schwarzem, transparent beschichtetem Walzstahl führt ein Gang wie eine Straße an Atelier und Bibliothek vorbei zum frei stehenden Küchenblock im platzartigen Zentrum mit dem meterlangen Essplatz und dann weiter zum perfekt abgeschirmten Medienraum und dem benachbarten Wohnbereich. An der westlichen Schmalseite folgt darauf nur noch eine Loggia unter dem firstoffenen Dach, ein geschützter Raum für alle Jahreszeiten und jedes Wetter und eine stille Verneigung vor dem Bautypus Scheune.

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