Als die Villa MQ noch eine Baustelle war, fragten Passanten die Architektin, ob hier ein Museum oder ein Kulturzentrum gebaut würde. "Nein, hier entsteht ein Wohnhaus", entgegnete Magalie Munters dann gut gelaunt. Innerlich musste sie darüber schmunzeln, dass die Anwohner dieser feinen Villengegend im flämischen Tremelo sich kaum vorstellen konnten, dass eine solch futuristische Betonwelle einmal so etwas wie ein gemütliches Zuhause darstellen würde. Doch genau das hatte sich die Gründerin des Genter Büros OOA | Office O Architects vorgenommen.
"Etwas Besonderes" war die Vorgabe
Die Bauherren, eine junge Familie mit zwei Kindern, hatten den Architekten volle gestalterische Freiheit gelassen und nur das Raumprogramm vorgegeben. Ihr einziger Wunsch in Fragen der Ästhetik: "Etwas Besonderes" sollte das Haus werden.
Die Architektin näherte sich dem Projekt über die lokalen Bauvorschriften, die ein geneigtes Dach und Mindestabstände zu den Grundstücksgrenzen vorsahen. Innerhalb dieser Beschränkungen entwarf sie einen geschwungenen Baukörper, der zur Nordseite wie eine Skulptur auf einer künstlich aufgeschütteten Böschung schwebt und sich zur Südseite hin zu großzügigen Räumen öffnet. So verschlossen sich die Villa MQ zur Straße hin zeigt, so einladend und offen wirkt sie in Richtung Garten. "Wir haben dieses Volumen so lange gedreht und gebogen, bis die Ausrichtung der einzelnen Wohnbereiche sich ideal an den Himmelsrichtungen und am Sonnenstand orientierte", erklärt Magalie Munters.
Treppe ist zentrales Element
Nach Süden erstreckt sich die oberste Ebene der fließenden Wohnlandschaft: Hier liegen die Kinderzimmer mit einer Loggia, die vor direkter Sonneneinstrahlung schützt und deren Auskragung einen schattigen Platz auf der darunterliegenden Terrasse schafft, direkt vor der Küche mit dem Essbereich. Richtung Osten öffnet sich die zweitoberste Ebene mit dem üppig bemessenen Wohnraum, darunter liegt das Elternschlafzimmer, eingebettet in die künstlich aufgeschüttete Böschung, die das Grundstück vor Einblicken schützt und Behaglichkeit schafft. Die Organisation der Wohnfläche auf fünf Split-Level-Ebenen ermöglicht in Kombination mit der Ausrichtung der Räume einerseits Offenheit, andererseits Intimität. Dreh- und Angelpunkt der fließenden Raumsequenzen ist die Treppe. Sie liegt an der niedrigsten, "taillierten" Stelle des Baus und ist gewissermaßen das Innerste des Schneckenhauses.

Urteil der Jury
"Die Villa MQ darf im besten Sinne als spektakulär bezeichnet werden", urteilte die Jury des HÄUSER-AWARD, "denn sie verzichtet auf das vermeintlich Spektakuläre – das Überladene, das Dekorative – und erscheint so wie eine geometrische Skulptur. Ein aufregendes Haus jenseits üblicher Wohnkonventionen."

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