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Wie gesund wohnen wir heute?

Heute wollen Viele Pluspunkte auf dem eigenen Umweltkonto sammeln, um guten Gewissens durchs Leben zu gehen. Indem sie nur Eier von glücklichen Hühnern essen, dem Recyclinghof mit alten PCs eine Freude bereiten oder zwei Pullover auf einmal anziehen und so Heizkosten sparen. Und ganz zaghaft hat sich auch beim Wohnen ein Trend entwickelt, der hilft, das Punktekonto aufzubessern: Wohnen mit Ökomöbeln.
Und das wird auch Zeit. Am besten suchen Sie jetzt in Ihrem Lieblingssessel Zuflucht: Es ist nämlich so, dass Sie in Siedlungsabfall wohnen. Hoppla, klingt nach Müll. Sorry, ist auch so gemeint!
Und das betrifft leider auch Leute, die - "Von wegen Müll!" - gerade beleidigt aufgesprungen sind und auf die Schildchen der Hersteller an ihren Möbeln zeigen. Die Verantwortliche für diese böswillige Interpretation ist die Technische Anleitung Siedlungsabfall, auch TA Siedlungsabfall genannt. Die Verwaltungsvorschrift regelt die Entsorgung des Abfalls. Und wenn Sie Ihren Lieblingssessel eines Tages verstoßen, gehört der dazu - egal woher er kommt. Wie Ihre Teppiche, Einbauküche, Tische, Matratzen ...
Da will man gar nicht erst wissen, wie viel Chemie tatsächlich in Bezugsstoffen und Lacken, Imprägnierungen, Klebemitteln und so weiter steckt. Ganz abgesehen davon, dass das verwendete Tropenholz jetzt ein unschönes Loch im Regenwald ist und die langen Transportwege die Luft vernebelt haben.
Wenn man die größeren und exklusiven Möbelhersteller - Cor, Rolf Benz, Interlübke, Thonet, Vitra, Brühl u. a. - auf das Problem anspricht, hört man von vielen eine erstaunliche Antwort: Öko? Klar, machen wir doch längst - mal für den Schlafbereich, mal fürs Kinderzimmer, mal in der Spanplattenanwendung. Aber wir reden nicht so gern darüber. Ach ja, warum denn nicht? Und dann erfährt man, dass der schlimmste Feind der Möbelhersteller nicht der berüchtigte Holzwurm, sondern die scheinbar harmlose Birkenstocksandale ist.
Denn Ersterer bohrt sich lediglich ins Holz, Zweitere aber ins gute Image der Marke. Und das wird als der wertvollste Teil an einem Produkt angesehen.