Gerade einmal drei Meter breit war die Lücke in einer Kölner Häuserzeile und damit eigentlich unbebaubar. Wolfgang Zeh aber begriff die Begrenzung als Herausforderung und plante ein hohes und tiefes Stadthaus, das inzwischen mit allen wichtigen Architekturpreisen ausgezeichnet wurde, 2020 auch mit dem HÄUSER-AWARD. Dabei versinnbildlicht dieser Extrembau eine Grundhaltung des Architekten: "In jedem Projekt suchen wir aufs Neue das Bestimmende und Eigenständige. Wir entwerfen gern mit dem, was da ist, und bauen handwerklich bis hemdsärmelig."
Eine solcherart individuelle und sorgfältige Planung setzt vor allem eines voraus: "Es braucht Zeit – zum Entwerfen, zum Entscheiden, zum Genehmigen, zum Konstruieren und vor allem zum Bauen. Dass sich mit der Zeit Dinge ändern können, sehen wir nicht als Hindernis, sondern als Möglichkeit", erklärt der Architekt. Diese prozessuale Haltung ist weitsichtig und angesichts eines zunehmend rationalisierten Baubetriebs auch höchst zeitgemäß. Bei Wolfgang Zeh können Bauherren mehr erwarten als eine komfortable Hülle für einen Lebensabschnitt. Der Kölner Planer denkt weiter und Optionen gleich mit. Und so ist ein gutes Haus für ihn eben "kein Maßanzug für das Hier und Jetzt, sondern wandelbar in Belegung, Benutzung und Bedarf".

Wolfgang Zeh Architekt
Wolfgang Zeh Architekt BDA
Hüttenstraße 22a
50823 Köln
Tel. 0221-34 66 46 40
www.wolfgangzeh.de
Bürogründung: 2011
Mitarbeiter: 4
Wichtigste Projekte: Stadtteilwerkstatt Honswerk, Remscheid 2022; Gemeinschaftshäuser Hamburg 2020; Vorder- und Hinterhaus Kuckuck, Köln 2019–2022; Haus Lohmar, 2017-2018; Baulücke Köln, 2011–2018
Auszeichnungen: Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung 2022 "Das zukunftsfähige Einfamilienhaus?" für Baulücke Köln; HÄUSER-AWARD 2020, 2. Preis für Baulücke Köln; Deutscher Architekturpreis 2019, Auszeichnung für Baulücke Köln
Veröffentlichungen: Edition Detail, "Zu Hause. Architektur zum Wohnen in der Stadt", 2022; db Sonderausgabe "Anders Bauen", 7/2021; häuser 2/2020, Baulücke Köln