Haus Wieland im Detail:
Das im Südwesten Münchens gelegene Gräfelfing rief bereits Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Investoren auf den Plan, die weite Teile des Gemeindegebiets in eine Villenkolonie verwandelten. Nach hundert Jahren teils rasanten Wachstums hat sich der vornehme städtebauliche Charakter nicht überall erhalten. Aber noch immer gibt es hier Straßenzüge, an denen sich efeuumrankte Wohnburgen, grazile Jugendstilpaläste und rustikale Walmdachhäuser wie an einer Perlenschnur aufreihen. In solch einem Quartier zu bauen ist eine Herausforderung. Man kann den Kontext ignorieren oder respektieren, kann den Genius Loci mit einer supermodernistischen Geste verscheuchen, wie mancherorts geschehen – oder mit einem kongenialen Entwurf neu zur Geltung bringen. Letzteres ist dem Kölner Architekten Axel Steudel mit dem Haus Wieland gelungen.
Nachdem die Bauherren das Grundstück 2015 gekauft hatten, wollten sie gar nicht neu bauen, sondern das miterworbene Bestandsgebäude renovieren. Allerdings gaben sie den Plan bald auf. "Es war ein unsympathisches Haus, das uns auch nach einer Verjüngungskur keine Freude bereitet hätte", sagt die Bauherrin. Schwierig gestaltete sich zunächst auch die Suche nach einem geeigneten Architekten für das Neubauprojekt. Richtig verstanden fühlten sich die Eheleute, die zwanzig Jahre in einer Schwabinger Altbauwohnung gelebt und deren Flair geliebt hatten, erst von Axel Steudel. Mit seinen Partnern Martin Frank und Rudolf Kuntz engagiert sich der Kölner seit mehr als zwanzig Jahren für eine zeitgenössische Wohnhausarchitektur mit menschlichem Maß und Sinn für Atmosphäre.