Casper’s House, Mount Paku/Neuseeland
Schon der Ort auf halber Höhe des idyllischen Mount Paku erklärt, warum beim Spontankauf Vernunftgründe keine allzu große Rolle spielen konnten. Der weite Blick über den Pazifik mit dem vorgelagerten Shoe Island sowie in das gebirgige Hinterland des Coromandel Range rechtfertigt jede Bauchentscheidung. Diese Aussicht macht Zuversicht. Sie verlangt vom Architekten allerdings auch eine intelligente Lösung, wie der Blick nach draußen an diesem exponierten Platz mit der Sonneneinstrahlung so koordiniert wird, dass die Ferien auf dem Vulkan nicht zu einer ständig überhitzten Angelegenheit werden. Die Lösung fanden Parke und Glamuzina in der Zeit, als Menschen noch in Höhlen lebten. Eine Grotte mit vielen Stufen und Treppen hat Glamuzina an den Hang konzipiert, die gegen Süden nahezu verschlossen ist. Das komplexe Raumgefüge mit seinen vielen Nischen und speziellen Orten öffnet sich auch zur Pazifikseite nur mit Fensterausschnitten, die diese sensationelle Fernsicht rahmen wie ein Naturkino. Die Fassade wird gläsern dagegen über die ganze Höhe des Hauses Richtung Nordwesten, wo sich auch die Terrasse befindet, sodass die brennende Sonne nur einen Seitenblick ins Innere werfen kann. "Hitze ist hier überhaupt kein Problem", sagt Parke. "Einmal die Skylights öffnen, und die Wärme entweicht."
Inspiriert ist die verschachtelte innere Organisation von den Konzepten des neuseeländischen Architekten Claude Megson, der in den Siebziger- und Achtzigerjahren den offenen Grundriss der Moderne in die Vertikale verlegte und mit seinen Ideen von poetischen Wohnlandschaften halboffene Räume um Treppen und Gänge gruppierte. Im Gegensatz zu Megsons großen romantischen Parkvillen in Auckland mussten am Mount Paku allerdings alle notwendigen Zimmer für Familie und Gäste auf 92 Quadratmetern untergebracht werden.
Benannt ist das spitzgiebelige Sahnetortenstück in einer Gegend, die überwiegend mit traditionellen weißen Bungalowblöcken bebaut ist, nach einem guten Geist. Der Name "Casper's House" bezieht sich auf das freundliche Comic-Gespenst, das immer nett zu den Sterblichen sein möchte. Und wie diese Figur ihre Komik aus Missverständnissen gewinnt, symbolisiert es die Geschichte dieses Hauses sehr stimmig.
