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Hier lauern Schadstoffe beim Bauen und Sanieren

Illustration und Querschnitt eines Einfamilienhauses.
Wo verstecken sich Schadstoffe im Haus? Wer seine Pappenheimer kennt, kann gesundheitsschädliche Emissionen vermeiden.
© Adobe Stock
Ein Einfamilienhaus besteht aus über 500 unterschiedlichen Produkten, in denen Schadstoffe lauern können. Man muss trotzdem kein Chemiestudium absolviert haben, um sich zu schützen – sondern die kritischen Stellen kennen und beim Bauen oder Sanieren auf geprüfte, wohngesunde Produkte achten. Diese Übersicht zeigt, wo sich Übeltäter oft verstecken

Artikelinhalt

Öle, Lacke und Wachse

(Terpene, höhere Aldehyde, Aliphate)
Sie schützen und veredeln Holzoberflächen. Beim Kauf sollte man genau hin­ sehen, denn auch Natur­ produkte können die Luft im Wohnbereich belasten. Wichtig: Auf Siegel und die empfohlene Auftragsmenge achten, denn viel hilft nicht immer viel.

Nach dem Ver­arbeiten mehrere Tage gut lüften und behandelte Mö­belstücke außerhalb der Wohnung lagern, die meis­ten Emissionen lassen re­lativ rasch nach. Bei Farben sind wasserbasierte Acryl­lacke mit dem Siegel "Blauer Engel" gegenüber emissions­starken Kunstharzlacken die gesündere Wahl.

Holzmöbel reinigen
Vorsicht Raumluftbelastung: Holz immer außerhalb der Wohnung behandeln und gut auslüften lassen.
© Adobe Stock / Marco2811

Bodenbeläge

(Formaldehyd, Weichmacher, Essigsäure, Terpene)
Neben dem eigentlichen Bodenbelag – ob Teppich, Laminat oder Parkett – sind auch Grundierungen, Kleber, Trittschalldämmungen und Dichtstoffe zu beachten. Übrigens: Pflege­mittel für den Boden können insgesamt deutlich mehr Schadstoffe ins Haus bringen als der Belag an sich.

Dauerhaft beschichtete Produkte können daher vorteilhaft sein. Für Hausstaubal­lergiker sind regelmäßig gut gereinigte Teppichböden oft besser geeignet als glatte Bodenbeläge. Reinigen sollten Sie textile Beläge mit einem Staubsauger mit HEPA­-Filter oder einen Zen­tralstaubsauger jeweils mit rotierender Saugbürste.

Bodenbelag mit Trittschalldämmung während des Einbaus.
Nicht nur der Bodenbelag an sich, auch Kleber, Trittschalldämmung oder Pflegemittel können Schadstoffe ins Haus bringen
© Adobestock

Kleber

(Isocyanate, Essigsäure, Lösemittel)
Nicht nur bei Bodenbelägen sind Klebstoffe eine häu­fige Schadstoffquelle. Sehr emissionsarme Produkte tragen das Emicode­-Zeichen "EC1 plus" oder weisen transparent noch bes­sere Werte aus.

Am besten ist es, die Empfehlungen des Belag­herstellers zu beachten und im jeweiligen Produktsystem zu bleiben. Also beispielsweise die passende Klebstoffe zum Belag zu wählen. Das gilt auch für das Zusammenspiel mit alten Unter­gründen. Im Zweifelsfall kann man eine Probefläche anfertigen. Besonders wichtig: Trocken­ und Lüftungszeiten beachten.

Wände

(Formaldehyd, Weichmacher, Lösemittel, Glykole)
Farben und Tapeten, aber auch die Grundierungen und Spachtelmassen, die man darunter nicht sieht, nehmen eine große Fläche ein. Emissionsgeprüfte Produkte sind daher be­sonders wichtig. Ist etwa ein Tiefgrund stark lösemittelhaltig, nützt eine noch so wohngesunde Wandfarbe wenig. Dispersions­farben sollten auf Konservierungsmittel (Isothiazolinone) ver­zichten, die Allergien auslösen können.

Bei Strukturtapeten sind Weichmacher aus PVC-­Pasten häufig starke Schadstoffquellen.

Dämmstoffe

(Formaldehyd, Styrol)
Das Gute vorweg: Die meisten Dämmstoffe kommen an Bauteilen zum Einsatz, die für die Innenraumluftqualität wenig bis gar nicht relevant sind. Bei der Dachdämmung etwa wird eine luftdicht verklebte Folie als Dampfbremse vorausgesetzt. Diese sollte ebenfalls emissionsgeprüft sein. Für Innendämmungen eignen sich mineralische Dämmstoffe oder geprüfte Produkte etwa aus Holzweichfaser.

Vorsicht bei Trittschalldämmungen unter schwimmendem Estrich: Polystyrol muss gut abgelagert sein, damit kein krebserregendes Styrol über die Randfugen in die Raumluft entweicht

Holzwerkstoffe

(Terpene, Aldehyde)
Materialien aus Holzfasern wie MdF-, OSB- oder Spanplatten können Terpene enthalten, die als natürliche Bestandteile im Holz von Nadelbäumen vorkommen, vor allem im harzreichen Kiefernholz. Sie sind nicht im eigentlichen Sinne giftig, sondern sorgen für den typischen Holzgeruch. Viele Menschen empfinden diesen als angenehm, doch bei manchen lösen die Terpene allergische Reaktionen aus.

Bei der Produktion von Holzwerkstoffen, insbesondere bei OSB, können Aldehyde entstehen, die reizend auf Atemwege und Schleimhäute wirken. Formaldehydhaltige Kleber im Holzwerkstoff wurden meist durch Polyurethankleber ersetzt. Positiv: Eine neue Prüfnorm für Formaldehyd halbiert seit 2020 die Grenzwerte.

Halb geöffnetes Fenster mit grün im Hintergrund
Die kritischen Punkte an Fenstern und Türen: geschäumte Dämmstoffe zwischen Rahmen und Wand.
© AdobeStock / New Africa

Türen und Fenster

(Glykole, leicht flüchtige Lösemittel)
Bauschaum und Dichtungsmaterialien, die beim Einbau verwendet werden, sind für die Wohngesundheit ebenso wichtig wie das Material der Fenster- und Türrahmen selbst. Holzfenster sind meist intensiv mit Grundierungen und Lacken behandelt. Die Beschichtung muss alle paar Jahre erneuert werden. Holz-Alu-Rahmen kombinieren dagegen Wetterfestigkeit außen mit natürlicher Oberfläche innen. PVC-Kunststoff als Rahmenmaterial ist gesundheitlich unproblematisch, in der Produktion sind allerdings wegen giftiger Stoffe hohe Sicherheitsstandards notwendig.

Trockenbaustoffe

(Terpene, höhere Aldehyde)
Mineralische Produkte, etwa Gipskartonplatten, sind gesundheitlich meist unproblematisch. Fertigbauplatten aus Holz sind ebenfalls geeignet, wenn sie ein Prüfsiegel tragen – ansonsten könnten Aldehyde oder holzeigene Terpene entweichen (siehe Holzwerkstoffe).

Doch auch hier zählt nicht nur der Werkstoff selbst, sondern auch das Verarbeitungsmaterial. Kleber, Spachtel- und Fugen- massen sollten daher ebenfalls emissionsgeprüft sein.

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