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Das Walmdach: Definition, Bauweise, Vor- und Nachteile

Haus mit Walmdach
Ein Einfamilienhaus mit Walmdach hat häufig aufgrund seiner besonderen Dachform einen stattlichen und hoheitlichen Charakter.
© Adobestock / KB3
Bei dem Walmdach handelt es sich um eine der ältesten Dachformen der Architektur, die früher in erster Linie bei alten Bauernhäusern und herrschaftlichen Bauten umgesetzt wurde. Heute ist es vor allem bei Bauherren moderner Fertigholzhäuser gefragt, da es die Außenfassade schützt und sich optisch jedem Wohngebiet anpasst.

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Definition: Walmdach

Das Walmdach verfügt nicht nur auf den Traufseiten, sondern auch auf den Giebelseiten über geneigte Dachflächen. Diese Flächen, die als Walme bezeichnet werden, ersetzen dabei den Giebel des Daches und enden in einem sogenannten Dachfirst. Bei der Bedeckung eines Walmdaches können sowohl Schindeln als auch klassische Ziegel verwendet werden.

"Im Gegensatz zum Satteldach und Flachdach ist das Walmdach heute bei Neubauten weniger verbreitet", ordnet Architekturexperte Ansgar Steinhausen, Redakteur der Zeitschrift HÄUSER - die wie SCHÖNER WOHNEN im Verlag Gruner & Jahr erscheint - die Dachform ein. Und so fänden sich Walmdächer heute hauptsächlich auf Altbauten der 20er und 30er, beziehungsweise der 50er bis 70er Jahre.

Sonderformen des Walmdachs

Unter dem Begriff des Walmdaches können verschiedene Sonderformen zusammengefasst werden: Beim sogenannten Zeltdach handelt es sich um ein Walmdach, bei dem sich alle vier Dachflächen in einer Spitze berühren. Ein Fußwalmdach stellt eine Mischung aus Sattel- und Walmdach dar. Hier ist meist im vorderen Teil des Daches ein kleiner Giebel vorhanden, der in die Dachfläche übergeht und einheitlich mit den anderen Dachseiten endet. Diese Bauform wird häufig im asiatischen Raum genutzt.

Das Krüppelwalmdach

Beginnt der Fußwalm weder am Dachfirst, noch endet er an der Traufkante, so spricht man von einem Niedersachsengiebel, der mit seinem charakteristischen Aussehen vor allem bei alten Fachwerkhäusern zu finden ist. Bei einem Krüppelwalm beziehungsweise Schopfwalm reichen die Walme nicht ganz bis zur Taufe, sondern enden vorzeitig. Dies sorgt dafür, dass ein trapezförmiger Restgiebel im Dach zu erkennen bleibt.

Verlaufen die Walme genau bis zur Hälfte zwischen First und Traufe so spricht man von einem Halbwalmdach.

Sonderformen des Walmdaches
Das Krüppelwalmdach zählt zu den Sonderformen des Walmdaches und zeichnet sich durch einen verkürzten Walm auf einer Seite aus. Reicht der Walm gerade bis zur Hälfte spricht man von einem Halbwalmdach.
© Adobe Stock / Kara

Die Vorteile des Walmdachs

Anders als beim Satteldach und vielen weiteren Dachformen scheint beim Walmdach die Fläche des Daches im Vergleich zur Fläche des Wohnraumes deutlich größer. Hinzukommt, dass alle Wände in der Regel auf der gleichen Höhe enden, sodass der Bau einen stattlichen Charakter ausstrahlt, die Konstruktion jedoch gleichzeitig eine gewisse Distanz nach allen Seiten vermittelt.

Der Dachfirst des Walmdaches, also der Punkt, an dem sich alle vier Dachflächen berühren, steift das Tragewerk des Gebäudes aus, sodass die Dachform insgesamt eine höhere Stabilität bietet.

Mehr Dachfläche für Energiemaßnahmen

Durch die Konstruktion des Dachstuhles, bei dem deutlich mehr Holz verbaut wird als bei anderen Dachformen, ist das Walmdach außerdem besonders wind- und regenresistent, hält höheren Schneelasten stand und ist zudem aufgrund des fehlenden Giebels leichter zu pflegen.

Je nach Lage können alle vier Dachflächen zudem für Solaranlagen genutzt werden.

Haus mit Walmdach
Das Walmdach wird vor allem genutzt, wenn das Gebäude aufgrund seiner Lage starken Witterungen ausgesetzt ist.
© Adobe Stock / Weissdesign

Die Nachteile des Walmdachs

Die Kosten beim Bau eines Walmdaches sind im Vergleich zu anderen Dachformen deutlich höher. Grund hierfür ist die aufwändigere Konstruktion, der Einsatz teurer Dachfenster, sowie der höhere Materialbedarf beim Bau selbst.

Ein weiterer Nachteil des Walmdaches stellt die eingeschränkte Nutzung des Dachgeschosses als Wohnfläche dar, die durch die Dachschrägen an jeder Hauswand verstärkt wird. Insgesamt kann von einem Anschaffungspreis ausgegangen werden, der im Schnitt ungefähr 1,5 Mal höher, als der eines Satteldaches ist.

Kosten beim Walmdach

Um eine Kosten-Schätzung abgeben zu können, muss zunächst die genaue Konstruktionsweise, die gewählte Dachneigung, sowie die Art der Beziegelung festgelegt werden. Im Durchschnitt wird jedoch von rund 100 Euro/m2 für den Dachstuhl ausgegangen. Die Kosten für die nötigen Dachziegel werden noch addiert, wobei diese im Vergleich zum Satteldach deutlich höher ausfallen, da eine größere Fläche mit Ziegeln belegt werden muss.

Dennoch ist ein Walmdach eine Investition in die Zukunft, die sich vor allem an Küsten oder in Gebirgsregionen lohnt, da das Walmdach den Witterungen besser standhalten kann und eine längere Lebensdauer verspricht.

Wann entscheide ich mich für ein Walmdach?

Welche Dachform für das persönliche Bauprojekt am geeignensten erscheint, muss anhand mehrerer Faktoren entschieden werden. Dabei spielt sowohl das ästhetische Empfinden des Bauherren, als auch baurechtliche Vorschriften, Gestaltungssatzungen und Bebauungspläne der einzelnen Kommunen eine Rolle."Der Hauptfokus des Bauherrn sollte im Rahmen des verfügbaren Baugeldes das Wohnen, der Nutzen und die Schönheit seines Hauses sein", so Bauherrberater Dietrich Kabisch.

Laut Experte Ansgar Steinhausen passt das Walmdach am besten zu Projekten, "bei denen die klassische Erscheinung eines Gebäudes im Fokus steht und sich das Walmdach durch ähnliche Nachbarbauten ideal in den Straßenzug anpasst." Möchte man als Bauherr nicht auf die Vorteile eines Walmdaches verzichten und dennoch keine Wohnfläche einbüßen, so bietet sich als Kompromiss das erwähnte Krüppelwalmdach an. Das Krüppelwalmdach bietet wie das Walmdach selbst eine stabile Dachform, sowie Schutz vor Wind und Wetter - ermöglicht es aber gleichzeitig, den Dachraum des Hauses zu nutzen.

Und die Mehrkosten, die zu Beginn des Baus mit einem Walmdach entstehen? Gleichen sich durch die Langlebigkeit des Daches sowie die ideale Nutzung von erneuerbaren Energien während seiner Lebenszeit wieder aus.

Vorteile:
- längere Lebensdauer des Daches
- größere Stabilität des Dachkonstruktes
- Witterungsfester als andere Dachformen
- intensivere Nutzung von erneuerbaren Energien
- Balkone/Terrassen sind durch das überstehende Dach geschützt
- geringerer Pflegeaufwand des Gibels

Nachteile:

- höhere Kosten durch Materivalverbrauch
- zeitlicher Mehraufwand bei dem Bau
- besondere Fensterkonstruktionen erforderlich
- die Nutzung des Dachgeschosses wird eingeschränkt
- weniger Wohnfläche durch Schrägen im Dach

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